Innere Kind Arbeit

Andrea Ebenhöch • 11. Februar 2023

Ein Weg, deine unbewussten Anteile zu integrieren

Wozu überhaupt innere Kind Arbeit?

Ganz einfach, um emotional erwachsen zu werden.

Vielleicht hast du an dir bemerkt, dass du in Beziehungen immer wieder das selbe problematische Verhalten an den Tag legst. Das kann die Beziehung zu deinem Chef, Kollegen, Partner oder Freund sein, eigentlich jede Beziehung, in der du dich so benimmst, dass es dir und / oder anderen schadet. Dahinter stecken meist die Muster, die du schon in deiner frühen Kindheit gelernt hast. Damals waren sie dir dienlich. Sie haben dich beschützt, waren in deiner Familie deine Überlebensprogramme. So lernt etwa die kleine Paula, dass es besser ist, Konflikten aus dem Weg zu gehen, weil sie in ihr Zimmer gesperrt wird, wenn sie Wut oder Ärger zeigt. Der kleine Jonas wird ein ehrgeiziger Musterschüler, weil er für schlechte Noten immer geschimpft wird oder er wird aus Trotz ein Rebell, dem Noten total egal sind.
Vielleicht hast du in deiner Kindheit einige der folgenden Sätze gehört:

  • Du bist dumm
  • Du bist faul
  • Du bist egoistisch
  • Sei brav 
  • Du bist unordentlich 
  • Du machst das nicht richtig
  • Du bist zu langsam
  • Wenn du so … bist, hat dich die Mama / der Papa nicht mehr lieb
  • Du bist zu laut
  • Du bist zu frech
  • Du bist zu quirlig 
  • Ich bin enttäuscht 
  • Du bist zu neugierig 
  • Du kannst nichts
  • Du begreifst nichts
  • Ich habe keine Zeit 
  • Du hast krumme Beine 
  • Du bist zu klein
  • Jetzt nicht
  • Du bist zu groß 
  • Geh in dein Zimmer 
Aber auch die folgenden Sätze können sich negativ auswirken, je nachdem, wie sie betont werden oder ob du auf diese Eigenschaften reduziert wurdest.

  • Er hat immer nur hervorragende Noten 
  • Sie ist so hübsch
  • Sie ist super intelligent 
  • Er ist ein toller Sportler 
  • Er ist so kreativ 
All diese Aussagen führen dazu, dass du dich nach der Meinung der anderen beurteilst und verhältst.
Aber nicht nur verbale Kommunikation beeinflusst uns, die nonverbale ist mindestens genauso effektiv. Eine aggressive Mutter oder ein depressiver Vater sind beispielsweise ein sehr unsicheres Terrain für ein kleines Kind. Es lernt wahrscheinlich nicht aufzufallen, um sich vor Wut zu schützen oder wird zu früh sehr erwachsen, um die labile Person zu beschützen. 
Gefühlskalte oder emotional distanzierte Eltern führen vielleicht auch zu einem unsicheren Kind, weil es keine Wärme bekommt.
An diesen Beispielen sieht man auch sehr genau, dass diese Verhaltensweisen zum Selbstschutz da waren.
Man sieht aber auch, wie problematisch die gleichen Verhaltensweisen als Erwachsener sind. Wenn du dann nicht mehr konfliktfähig bist oder denkst, dass du dich immer nur um andere kümmern musst oder in jeder Position der Tollste sein musst.

Wie kümmere ich mich um mein inneres Kind?

Als erstes ist es wichtig mehr Achtsamkeit zu entwickeln, in welchen Situationen du getriggert wirst. Das zeigt dir schon einmal an, wo in dir noch etwas im Argen liegt. 
Trigger können sein:
  • Deine Freundin macht eine komische Bemerkung zu deinem Outfit 
  • Dein Partner räumt seine Sache nicht auf
  • Dein Chef möchte etwas von dir
  • Dein Kind hört nicht
  • Dein Partner sieht deine neue Frisur nicht
  • Dein Partner ist genervt
  • Dein Partner ist stumm
  • Dein Kollege ist immer unzuverlässig 
Wenn du nun einen Trigger feststellst, bleibe so gut du kannst bei dir.
Versuche nicht ihn auf dein Gegenüber zu projizieren. Und schau dir, wenn du aus der Situation raus bist, deine tieferen Gefühle an. Wo ist es dir schon mal begegnet? Vielleicht kennst du es aus der Kindheit. 

Ich zeige es dir anhand eines Beispiels.
Du erzählst deinem Partner von deinem Chef, der dich ungerecht behandelt hat. Der schaut aber lieber Fußball, als dich zu trösten und dich in den Arm zu nehmen. Nun wirst du wütend und wirfst ihm alles mögliche an den Kopf.
Wenn du achtsam bist, wirst du dich erst einmal zurücknehmen, weil du merkst, dass dein Partner dich triggert. Du kannst dir jetzt überlegen, was hinter der Wut steckt. Welche Gefühle tauchen auf? Fühlst du dich nicht gesehen, hinten angestellt, unwichtig?
Welches Bedürfnis hattest du ?(Trost, Zuspruch, gesehen werden, Zärtlichkeit) 
Wann in deiner Kindheit wurde dieses Bedürfnis nicht gesehen?

Nun kommt der innere Kind Prozess. 
Wenn du eine Kindheitserinnerung gefunden hast, schließt du deine Augen.
Du nimmst einige tiefe Atemzüge in den Bauch und wirst ganz ruhig.
Dann lässt du dein inneres Kind aus der Erinnerung vor deinem inneren Auge entstehen.
Geh zu ihm hin.
Erkläre, wer du bist.
Frage es, was es gerne jetzt möchte. Vielleicht möchte es gehalten werden, neben dir sitzen, spielen oder etwas anderes. 
Erfülle den Wunsch.
Wenn es genug hat sagst du ihm, dass du wiederkommst und dich weiter kümmerst.
Dann gibst du dem Kind einen Platz in deinem Herzen.
Spür noch einmal in dich hinein.
du kannst auch der Anleitung in diesem YouTube Video folgen.

Danach kannst du über dein Bedürfnis mit deinem Partner sprechen. Ihm erklären (ohne Wut), dass du in solchen Situationen getröstet und in den Arm genommen werden möchtest. So bist du in der Lage, dich erwachsen zu äußern, weil du dich selbst um dein inneres Kind gekümmert hast. Auf diese Weise kannst du mit jedem Trigger arbeiten.
Vielleicht magst du dein inneres Kind auch einfach so besuchen.
Und jede deiner Aktivitäten, die kreativ und spielerisch ist, bringt ihm Freude und Anerkennung!